Hinter den Kulissen von „Der Andere“ und „Es ist soweit“
Ein ausgeklügeltes Krimi-Konzept fesselt die Menschen
An sechs Abenden im Oktober 1959 waren die Straßen der Republik nahezu leergefegt. Grund für die gespenstische Stille: die Ausstrahlung des mehrteiligen Krimis „Der Andere“. Die erste Verfilmung des englischen Schriftstellers Francis Durbridge. Wo immer es möglich war, versammelten sich die Leute vor Fernsehgeräten, um dem Geschehen des „Straßenfegers“ folgen zu können. Höchste Einschaltquoten waren die Konsequenz. Die Intendanten der ARD wollten daher schnellstens weitere Filme in der Art senden. Und Francis Durbridge hatte noch mehr spannenden Stoff geschrieben, den die Macher des Fernsehens nun schleunigst verfilmen wollten. Doch wer verbirgt sich eigentlich hinter den fantastischen Mordgeschichten, die eine so packende Rätselstruktur aufweisen?
Francis Durbridge wurde am 24. November 1912 in Hull, Yorkshire geboren. Er studierte zunächst Englisch in Birmingham. Danach arbeitete er ein knappes Jahr als Börsenmakler in London, bevor er sich endlich auf seine große Leidenschaft, das Schreiben, konzentrierte. Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb er sein erstes Kriminalstück. Ab Juni 1938 war er für die BBC – insgesamt 31 Jahre – als Hörspielautor tätig. Sein bekanntester Serienheld: der fiktive Krimischriftsteller und Amateurdetektiv „Paul Temple“. Mit dieser Kultfigur gelang Durbridge schließlich der Durchbruch. Auch in Deutschland wurden die Radio-Hörspiele mit René Deltgen als Paul Temple äußerst beliebt. Viele seiner Romane bearbeitete Durbridge nun für Theater, Film und Fernsehen. Er verstand es wie kein anderer, mit einfachen Mitteln höchste Spannung zu erzielen. Am 11. April 1998 starb Durbridge in London.
Publikum, Presse, Produzenten: alle wollen mehr davon!
Den Rummel um die Verfilmung seiner Werke erlebte er voll mit: Die BBC verfilmte bereits 1956 Durbridge’s Buch „The Other Man“ in sechs Teilen. Im Herbst 1958 hatte sich das Durbridge-Fieber auch in Deutschland verbreitet. Nun begannen die Dreharbeiten für eine deutsche Fassung: „Der Andere“. Albert Lieven, der darin eine Hauptrolle spielte, machte parallel Karriere in England. Man könnte ihn als eine Art Bindeglied zwischen den englischem Krimis und der deutschen Bearbeitung betrachten. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete Lieven in England als Rundfunksprecher und Reporter beim Auslandsdienst der BBC. Nach Kriegsende setzte er seine Schauspielerkarriere fort – in Deutschland und in England.
Vielen ist der begnadete Mime auch bekannt aus einer Folge der legendären Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“. Auch im Durbridge-Film „The Other Man“ wirkte Lieven mit. Der Schauspieler war hin und weg von den Durbridge-Stories:. „Gerne übernehme ich Rollen in seinen Verfilmungen. Beim Lesen dieser Kriminalromane kann ich so herrlich entspannen“,
verriet er seine Schwäche für Krimis. Als großartiger, charmanter Charakter-Schauspieler, bekam er auch in den späteren Durbridge-Mehrteilern immer wieder verschiedenste Rollen übertragen.
Für die 1960 entstandene sechsteilige Durbridge-Verfilmung „Es ist soweit“ hatte der produzierende Sender NWDR sein Produktions-Budget bereits enorm erhöht. So war es möglich, Außenaufnahmen an Originalschauplätzen in England zu drehen. „Der Andere“ war hingegen fast eine reine Studioproduktion. Doch auch an Schauspielergrößen geizten die Macher nicht: Jürgen Goslar, Eva Ingeborg Scholz, Peter Pasetti, Siegfried Lowitz oder Karl Lieffen sind nur einige bekannte Namen, die in dieser Produktion mitwirkten. Die Vorlage basiert auf Durbridges „A Time Of Day“ und wurde bereits 1957 für die BBC in Szene gesetzt.
„Es ist soweit“ zählte durch seine Top-Einschaltquoten zu den fünf erfolgreichsten Sendungen des Jahres 1960 überhaupt.
DVD INFO:
4 DVDs, Genre: Krimi, Laufzeit: ca. 438 Min. + Bonus, Bildformat: 4:3, Tonformat: Mono 2.0, Sprache: Deutsch, FSK 12
Bonus: 12-seitiges Booklet, Interviews mit Siegurd Fitzek und Eva-Ingeborg Scholz, TV Juwelen – Die Straßenfeger im neuen Glanz